Dienstag, 25. Juni 2013

Pacific Crossing

Wassermann mit welcher Farbe
duerfen wir hinuebergehn
uebern blauen Ozean
lieber, guter Wassermann!

Farben sind mir nicht so wichtig -
bin diesbezueglich selbst ganz praechtig,
gebt mir nur ein Schluckerl Wein
dann will ich zufrieden sein!

Gesagt, getan. Neptun wohlgestimmt mit einem Manoeverschluck, als wir San Cristobal in Galapagos verliessen, und die weitere Ueberfahrt sollte sich Wetter – und Wassermaessig ueberaus angenehm gestalten.

Wir konnten ueberwiegend mit dem Sued – Ost Passat, den sog. Tradewinds, segeln, Windstaerke war meist so um die 20 Knoten, bis auf einige Tage “Flaute”, wo wir mit 10 Knoten dahinsegelten. Abgesehen von 2 Squolls – Starkwinde mit Regenschauern – war das Wetter sonnig, das Meer nur einmal grob und insgesamt sehr zu geniessen.
 
Auf Vorwindkurs mit Schmetterling - Genoa und Fock ausgebaumt

3000 Nautische Meilen oder 25,5 Tage auf See stellen einen freilich noch vor ganz andere Herausforderungen: Die Tage beginnen wieder, im 4 – Stunden – Rhytmus abzulaufen: 4 Stunden Wache, 4 Stunden Ruhepause. Ruhepause bedeutet nicht zwingend, zu Ruhen – es will Brot gebacken, gekocht, das Boot sauber gehalten, navigiert werden, Wasser gemacht, Fisch gefangen – und verarbeitet werden und so weiter.

Die groesste Herausforderung ist jedoch die Zwischenmenschliche – wir sitzen nun einmal - sprichwoertlich - alle Beide in einem Boot, und man lernt den gegenueber unter Umstaenden besser kennen, als einem eigentlich lieb ist. Man kommt nicht aus, wenn das Leben sich ueberwiegend auf 10 m2 abspielt, und Reibereien sind vorprogrammiert, gerade wenn jeder erschoepft ist und sich einfach nur ein bisschen mehr als 3,5 Stunden Schlaf am Stueck wuenscht.. (Oder sich in schlaflosen Ruhephasen einfach nur vorzustellen versucht, wie es denn wohl waere, in einem Bett zu liegen, dass sich nicht bewegt, ein Bett, dass einen nicht alle 10 Sekunden einmal auf die linke, einmal auf die rechte Wand katapultiert..)

Die Segelmanoever haben jedoch immer anstandslos funktioniert, egal wie muede wir beide waren – gerade Nachts werden Manoever, vor allem ausserhalb des Cockpits nie alleine gemacht, Sicherheit geht vor.

 
Abgesehen davon war die Querung einfach wunderbar – eins mit dem Element Wasser sein, die unendlichen Weiten des Ozeanes, das ur – gemuetliche Hin – und Hergeigen des ueberwiegend auf Vorwindkurs laufenden Bootes und die riesigen, sanften Meeresduenen, die das Boot vorwaerts schieben, nachts unter dem gigantischen Sternenhimmel mit vielen tollen Sternschnuppen und dem Mond, der die Wasseroberflaeche beleuchtet und den Plankton noch viel mehr fluoreszieren laesst..

Im Duenental. Hoehenunterschiede sind etwa 5 Meter. Mit im Bild: Die Windsteuerung - uebernimmt das Steuern.

Tagsueber gesellen sich haeufig Delphine zum Boot, und die fliegenden Fische sind ohnedies staendige Begleiter..


Auszuege einer Reise:

Start am Sonntag, 26 Mai von 00°53' 651'' S 89°36' 874'' W, Kurs etwa 259 Grad.

Tag 3: Flaute, wir setzen den Blister. Harald gehen die Zigaretten aus – gewollt, er wollte eigentlich aufhoeren, aber solange noch Zigaretten an Bord sind, und wenns meine sind, ist diese Unternehmung keine leichte. Ich teile, dafuer kommen 50 Dollar in die Crewkassa. Ein guter Deal! Ausserdem ist mir ein entspannter Kapitaen lieber.
Blister
 
Tag 5 : Wir sichten ein Segelboot. Auf den unendlichen weiten des Ozeanes.. ein Segelboot! Wir stellen Funkkontakt her – sie sprechen fast kein Englisch, ist die Antwort, und das wars dann auch schon. Gleich so viel Information haetten wir uns dann doch nicht erwartet..
 
Dank moderner Technik findet man sich leicht zurecht, trotzdem warden alle 24 Stunden der wahre Ort in die Seekarten eingezeichnet. Auf dem Plotter sind mittels AIS andere Schiffe, falls vorhanden, erkennbar.
 

Alle 140 Minibananen sind gleichzeitig reif geworden. 20 % Verlust durch die Bootsbewegungen mussten wir bereits hinnehmen, aber alle anderen haben wir gegessen..

Tag 7: Eine wunderschoene Dorade springt im letzten Moment vom Haken – schade. Die Wasserpumpe vom Wassermacher saugt nicht mehr – der Tank ist jedoch beinahe voll, ausserdem fangen wir Regenwasser auf.

Abends fingen wir dann gleich 2 Doraden – einmal 40cm, einmal 70cm. Die Angel ist immer ausgeworfen und wird nachgeschleppt – als Koeder nehmen wir rosa Plastikoctopusse her.
 
Golddorade. Der Fisch verliert innerhalb von Sekunden nach dem Tod seine tolle Farbe. Die in Jules Vernes "20000 Leagues under the Sea" beschriebenen goldenen Augenbrauen fand ich jedoch nicht
 
Tag 8: Morgens nochmals 2 Doraden gefangen – je ca. 65 cm. Somit haben wir nun ca. 4kg Fisch, das sollte erstmal reichen. Eingesalzen haelt er sich im Kuehlschrank eine ganze Weile, auch Ceviche, marinierten Fisch, machen wir. Die naechsten Tage gibt es dreimal taeglich Fisch in allen Variationen.
 
beim filettieren. Im Hintergrund sind die Reste der Bananenstaude zu sehen
 
Ceviche, in Zitronensaft und Zwiebel marinierter Fisch. Hier: mit Karotten

Nachts stossen wir gegen etwas, zwei dumpfte “Baengs” erregen die Aufmerksamkeit. Man kann jedoch nichts erkennen, auch wird das Schiff nicht jaeh abgebremst, vielleicht haben wir einen Wal gerammt? Wir finden es nie heraus.

Wir fuehren einen Wachwechsel durch, bisher startete meine Wache um Mitternacht bis 04 Uhr frueh, neue Wachzeit ist von 03 – 07 Uhr frueh – im Wechsel, so dass jeder 3 Wachen in 24 Stunden hat. Ausserdem stellen wir die Uhr um eine Stunde zurueck. Nach entlueften des gesamten Wasseraufbereitungssystems funktioniert dieser wieder.
 
so anstrengend die Morgenwache 03 - 07 Uhr ist, die tollen Sonnenaufgaenge lassen einen die laehmende Muedigkeit fuer einige Minuten vergessen
Tag 10: Alle Bananen sind zusammengegessen. Sie waren bis zum Schluss hervorragend, auch die Notfallmilchschokolade ist verputzt. Bereits zu viele Notfaelle..

Tag 11: Der einzige Tag auf See, wo es wirklich rauh war. Nachts teilweise Boen bis 26 Knoten, staendig musste gesteuert / gegengesteuert werden, eine Aufgabe, die gewoehnlich die Windsteuerung uebernimmt. Toll wars trotzdem, wenn man beschaeftigt ist, nimmt man selbst heftige Bewegungen nicht wahr.

Tag 14: Halbzeit! Wir haben auf etwa 7°04' S 114°06' mit 1490 Meilen die Haelfte der Strecke hinter uns gebracht!

Tag 16: Eine Dorade springt im letzten Moment vom Haken. Heute ist auch das allerletzte Stueck der dunklen Ecuador – Schokolade gegessen. Kuchen gebacken habe ich damit nur einmal, aber die Notfaelle der Nachtschicht.. bedingen einen erhoehten Schokokonsum.
 
Nachtschicht. Auch wenn es Nachts so um die 24 Grad hat, mir ist kalt. Dem GPS wird zwar vertraut, aber der Kompass ist immer noch das Mittel der Wahl, da das GPS wesentlich zeitversetzter reagiert. Deshalb Taschenlampe und Kopflampe.. Mit im Bild: mein Kajuetenfenster - ich schlafe unter der Cockpitsitzbank
 
Tag 17: Zwei Fische beim einholen vom Haken gesprungen. Hrmpf. Kuenftig werden wir die Fische nur noch mit der Gaffel, dem Fischhaken, bergen, damit so etwas nicht mehr passiert..

Mit noch 990 Nm haben wir 2/3 der Wegstrecke hinter uns gebracht, auf ca. 7°47' S und 12°45'W.

Tag 18: Einen Sailfish 103cm sowie eine Dorade 70cm gefangen. Endlich wieder Fisch! Ausserdem stellen wir die Zeit wieder um eine Stunde zurueck.
 
Sailfish
 
Tag 19: Wahuu 85 cm gefangen. Abends sind endlich auch meine letzten Zigarettenvorraete erschoepft, wir sind nun ein rauchfreies Boot.
 
Wahuu
 

Tag 20: Thunfisch gefangen.

Tag 21: Fruehmorgens gibt es wieder mal einen Squoll, mit Starkregen und Windboen, wir kommen unbeschadet durch. Wir machen wieder einen Wachwechsel, meine Zeiten sind nun 23 – 03 Uhr. Die Stimmung an Bord ist ob beiderseitiger Uebermuedung und rauchfreier Situation gereizt, Muecken werden zu Elefanten aufgebauscht. Zum Schwimmen ist es aber noch zu weit.. Es bleibt einem nichts anderes uebrig, als gemeinsam einen Weg zu finden, miteinander Klarzukommen.

Tag 22: Gelbflossenthunfisch gefangen, ich backe 1kg Erdnusskekse – mein Beitrag, damit sich die Situation entspannt...
 
Gelbflossenthunfisch
Tag 23: Alle Erdnusskekse sind aufgegessen. (die Stimmung an Bord ist wieder gut)

Tag 24: Kakao – Doerrzwetschkenkuchen gebacken – verbacken wird, was verfuegbar ist, Kuchen werden auch ganz wunderbar mit gesalzener Margarine.

Tag 26: Um 12 Uhr Mittags Land in Sicht! In der Ferne tauchen die Berge von Hiva Oa, Marquesas auf. Um 22.15 erreichen wir die Bucht vor Atuona und Ankern davor, bevor wir am naechsten Tag fruehmorgens in die Bucht hineinfahren. French Polynesia, 9°48'198'' S 139°01'840 W, Ziel erreicht!

Sonnenuntergang vor den Huegeln von Hiva Oa

Nach dem einchecken in der oertlichen Gendarmerie lassen wir die Reise bei einigen kalten Tahiti – Bier Revue passieren und beschliessen, unseren weiteren Weg Richtung Westen erst einmal gemeinsam fortzusetzen, da wir im grossen und ganzen ja gut miteinander zurechtkommen – Segelmaessig jedenfalls sind wir ein Super Team. Meinungsverschiedenheiten gibt es immer dann, wenn es zwei Meinungen gibt, und das ist doch generell eine gute Sache!

In der Bucht von Atuona, wir treffen einige Boote die mit uns von Panama oder Galapagos starteten, wieder



 

 

 

 

 


 

 

 


 

 
 

 


 

 
 

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