Donnerstag, 31. Januar 2013

Jamaika 2

Jamaika.. ist grossartig!
Entgegen dem urspruenglichen Plan, nur einige Tage in der Montego Bay Yachtclub Marina zu verbringen, sind wir nun bald zwei Wochen hier. Wir haben uns gut eingelebt, ich habe mir ein Telefon zugelegt, kennen die Nachbarn und leben wie in einer Wohnsiedlung, nur eben am Wasser.

in unserer "Siedlung"
Es gibt immer etwas zu tun am Boot, die elektronischen Winschen muessen repariert werden, neue Winschen installiert werden, die Segel geflickt, der Generator angeschlossen, Belueftungen installiert werden etc. Theoretisch waere das alles in relativ kurzer Zeit machbar, wenn nicht..

  • das ganze Boot vollgeraeumt mit Spezialwerkzeug waere, und die durchschnittliche Suche nach einem Trumm eine Stunde dauern wuerde
  • erhebliche Zeit mit Diskussionen draufginge (Dan:“um mit der Stichsaege ein Loch in die Tuere zu schneiden, braucht man 10 Jahre Erfahrung, das ist nicht so einfach mit dem Spezialwerkzeug“ Ich:“wir in Oesterreich brauchen keine 10 Jahre Erfahrung, um ein Loch in eine Tuer zu schneiden, wir brauchen nur eine Bohrmaschine und eine Stichsaege“...)
  • staendig unvorhergesehenes passieren wuerde 
    • es untertags nicht drueckend heiss waere, jede Bewegung ist anstrengend..
  • Alice gekommen waere.
Alice sollte das 3. Crewmitglied sein, und sie ist Amerikanerin. Soweit. Weiters hat sie ADHS und beschlossen, ihre Medikamente nicht mehr zu nehmen – mit dem Effekt das sie jeden Tag mehr Hyperaktiv wurde, und ausserdem noch einige andere Probleme hatte, die das Zusammenleben nicht unbedingt vereinfachen.
Dan wollte ihr jedoch eine Chance geben, die Chance dauerte 8 Tage, bevor sie ausziehen musste.
8 Tage voller Stress, Diskussionen und feinster therapeutischer Arbeit.. Zuviel ist aber zuviel, als sie am Jazzfestival zu den Polizisten mit den lustigen Maschinengewehren wollte, lustige Fotos machen und ein Maschinengewehr mitnehmen wollte, musste ich sehr streng sein, und zum Dank wollte sie mit Kay kaempfen. Die naechste Gruppensitzung mit Dan war somit sehr klar – Alice kann gerne am Boot bleiben, aber dann suche ich mir ein anderes Boot – mir wird das zu Bloed..
Alice wohnt nun zwei Boote weiter, und es ist wieder Ruhe in unserer „Siedlung“ eingekehrt.


die undichte Luke herrichten - eines meiner Projekte (mein Lieblingswerkzeug: die Akku - Flex..)
Lustige Aktionen der Nachbarn schmaelern ausserdem unser vorankommen – der Nachbar vier Boote weiter vorne, der zufaellig den lokalen Fernsehsender managt und dem wir freie Tickets in die VIP Zone am Jazz Festival verdanken, war etwas im Stress und hatte vergessen, dass er gerade am Frischwassertank befuellen war, als er zum Flughafen fuhr. Tags zuvor hatte er noch erzaehlt, dass seine Bilgepumpen gerade nicht funktionieren.. Um 7 Uhr frueh machten uns die Fischer auf das sinkende Boot aufmerksam, und wir konnten es dank unserer Tauchpumpe retten. (Ebendieses Boot hat dreimal den Atlantik ueberquert und waere nun beinahe an Dock abgesoffen..)

der taegliche Wahnsinn am Boot - wir haben alles nur erdenklich moegliche Werkzeug - nur wo? ..und warum nicht 17 Projekte gleichzeitig..
Dreimal pro Woche legt ein Kreuzfahrtschiff an, von unserem Boot haben wir exzellente Sicht auf das geschehen – die Hafeneinfahrt ist sehr eng.
Bewaffnet mit unseren Fernglaesern stehen wir dann immer da, Dan (der Alleswisser) kommentiert, was sie (die Crew, die Bruecke etc.) gerade machen oder wahrscheinlich haben, und ich und Kay beobachten. Zum Abschluss wird dann immer das Internet befragt – um genau herauszufinden, wie viele Bruttoregistertonnen, PS etc die guten Stuecke haben..

Ausserdem sind wir gut Freund geworden mit dem Dave, dem Dockmeister, der gern auf ein Plauscherl vorbeikommt, Turner, der untertags mit den Touristen unterwegs ist und all den anderen, die am Dock herumwurschteln.


Ich gehe regelmaessig zum Markt einkaufen, dort trifft man die interessantesten Menschen, die immer Zeit fuer eine Plauderei haben. Ab und zu mischen wir uns auch unter die Touristen am Strand oder erkunden die Gegend.

Das Jazz - und Bluesfestival, das am ersten Tag nur Reggae spielte, war eine grossartige Gelegenheit, lokalen Kuenstlern zu lauschen. Da wir Gaeste der VIP – Zone des Fernsehsenders CVN – TV waren, kamen wir auch recht billig davon. Jamaika ist nicht billig. Was die finanzielle Situation hier unglaublich erschwert, ist, dass die Geldautomaten hier nicht Maestro – faehig sind und ich es seit wir hier sind, noch nicht geschafft habe, Bargeld abzuheben.
Zum Glueck hatten wir noch ein paar Dollar an Bord, und Turner wusste, wo es die besten Wechselraten gibt..

Als dann die Kuehltruhe kaputt wurde, waren wir richtig im Stress – am Boot ist ja nicht nur alles vollgeraeumt mit Werkzeug, sondern auch alles mit Nahrungsmitteln, die man sonst nirgendwo bekommt.. An Board gibt es drei Kuehltruhen und einen Kuehlschrank. Die Kunst war also, den Inhalt der kaputten Kuehltruhe in die anderen (vollen) Truhen zu verstauen, was nicht reinpasst, muss gegessen werden. Gefriergut ist ausschliesslich Fleisch und Kaese. Seit Tagen also voellern wir vor uns hin, damit nur ja nichts verdirbt.
Erholung am Touristenstrand

am Gemuesemarkt


Saril, aus deren Blueten Saft gemacht wird, schmeckt auch ueberaus interessant als Cocktail..


oesterreichische Kueche gemixt mit Jamaikanischer: Krautpalatschinken und Aki-Palatschinken

am Jazz und Bluesfestival - guten Reggae gabs auch



abends am Boot..
Meine Erkenntnisse der letzten Tage:
  • Lasagne und Kuchen gelingt auch mit einem Fahrenheit – Ofen
  • Amerikaner kochen nicht, sie schuetten Dinge zusammen, „zubereiten“ und glauben gekocht zu haben. (Mein Feinspitzherz blutet jedesmal, wenn Dan kocht, also versuche ich zu vermeiden, dass Dan kocht)
und sonst.. ich richte mich einfach darauf ein, dass ich fuer immer und ewig in der Montego Bay Marina wohnen werde..

Freitag, 18. Januar 2013

Jamaika - erste Eindruecke

Erschoepft, aber gluecklich endlich da zu sein, wird natuerlich nicht geschlafen, sondern ausgegangen – es ist Brynns letzter Abend am Boot. 
Kneipe gesucht, gefunden, Bier bestellt, Reggae gehoert. Die unbedarften Touristen vom Boot, die also gerade angekommen sind, (vielmehr: der Amerikaner, der mit seinem Segelschiff da ist, die Taschen voller Dollars hat und in Begleitung von vier Frauen erscheint) freuen sich ueber die vielen Rastaman, die in der Kneipe herumhaengen und Ganja rauchen, ueber die netten Gespraeche, die sich ergeben, und wundern sich so gar nicht, das sich irgendwie Unruhe in der Bar einstellt. 

Der Rastaman neben mir drueckt mir freundlich seinen Joint in die Hand, und ploetzlich.. ist die Bar voller Polizisten. Courtesy Police, wie sie sich mir vorstellen, mir erklaeren, dass Ganja in Jamaika illegal ist, ich durch den Besitz dieses Joints in meiner Hand eine Straftat begangen habe und sie mich jetzt ins Gefaengnis bringen, damit diese Straftat vor Gericht verhandelt wird. Aha. 

Die Situation in der Bar ist nicht mehr ganz so gemuetlich. Die restlichen noch anwesenden Rastamen werden durchsucht, meine Mitsegler werden nicht beachtet, und ich sitze also interessiert - abwartend da, was jetzt wohl als naechstes passiert – was geht mich bitte der Joint von dem Rastaman an?
Dan verhandelt in der Zwischenzeit mit den Polizisten und den Barmenschen – die Ordnungshueter treffen also die Entscheidung, mich ins Gefaengnis zu bringen. Na Bitte, dann geh ma halt, aber mein Bier geht mit, wenns Recht ist..
..setzen mich ins Auto, fahren ein Stueck, erklaeren mir, dass sie mich natuerlich nicht ins Gefaengnis bringen, und das Taxi mit meinen Freunden gleich kommt, um mich aufzusammeln. 

???

..Dan hat verhandelt.

Das Auto bleibt zwei Bloecke weiter stehen, der Polizist, der mich „verhaftet“hat, zieht sich ein Leiberl ueber seine Uniform, setzt sich eine Baseballkappe auf und wartet mit mir, aufs Taxi. Und gibt mir seine Telefonnummer – ich soll ihn doch anrufen..

..und hinterher stellt sich heraus, dass dieser wirklich filmreife Auftritt der Courtesy Police der neueste Schmaeh ist, sich ein bisserl Geld dazuzuverdienen, und in dem Fall mit der Bar geteilt hat. Na wui.. 

Jedenfalls ein tolles Abenteuer fuer die Gemeinschaft, das hat uns zusammengeschweisst, und hinterher fanden wirs alle sehr lustig.

Nach diesem ersten Eindruck von Jamaika ziehen wir es die naechsten Tage vor, am Boot in der Marina zu bleiben, herumzuwurschteln und neue Bekanntschaften mit Seglern und Einheimischen zu schliessen – Dan ist derweil in Amerika. Brynn fliegt nach Hause, und auch Ramona geht von Board, um in Jamaika herumzureisen.

Waschtag auf der Respite! Die Waschmaschine funktioniert gerade nicht, also Handwaesche.

fuer Beni! Essen hier wird grundsaetzlich in Styropor serviert, hier: Hendl, keine Eierspeise, aber irgendeine Eiweissreiche Bluete, Kochbananen, Mehlknoedel, Yam und Brotfrucht.




Was noch?
Rastaman Vibration, yeehaw, positive!!

Sail Mexiko nach Jamaika

Wir segeln nach Jamaika!
Trotz anhaltend unguenstiger Wettervorhersage geht es am 10. Jaenner los, Dan muss seinen Flieger nach Florida erwischen, um einige Ersatzteile zu organisieren, ein weiteres Crewmitglied wird in Jamaika zu uns stossen, und Brynn muss wieder nach Alaska. 

Bis zum fruehen Nachmittag basteln wir noch an den Lukendichtungen und Belueftung fuer den Kuehlschrankblock herum, verstauen und versiegeln, bis wir Isla Mujeres verlassen.
Die nachsten vier Tage werden wir -konsequent- 25 – 30 Knoten Wind von vorne bzw hart am Wind und ordentliche Wellen haben... was sich bereits kurz nach verlassen der Lagune bemerkbar macht. Segeln also mit Motor – die Segel werden das Boot einigermassen stabilisieren.

Wir haben 2 Wacheteams, die jeweils 6 Stunden Wache schieben, was immerhin 12 Stunden Schlaf pro Tag bedeutet. 

Morgens um 6 Uhr am Boot..

Was das Leben an Board fuer jeden erschwert, ist der Wellengang. Das Boot rollt unglaublich, jeder Einstieg ins innere des Bootes ist ein echtes Abenteuer – schafft man es ins Bett / Bad / Galley, ohne irgendwo dagegenzufallen? (vielmehr: dagegen zu knallen)

Ich fuer meinen Teil schaffe es natuerlich nicht und bin voller blauer Flecken.
Ich halte mich ausschliesslich an Deck oder im Bett auf und ernaehre mich die naechsten Tage von Crackern. Das Seekranksein hat sich zwar recht bald gelegt, aber jeder Gedanke an Ramonas ueppige italienische Kueche..
Es ist so viel Gischt in der Luft, dass die an sich recht faden Kekse einen guten Salzgeschmack bekommen.

 Auch im Bett (meines ist das obere in der Kajuete Portside) ist es nicht so einfach – ein Schaumstoffkeil unter der Matratze verhindert, dass ich herausfalle, trotzdem hebt mich jede Welle aus. Und zwar exakt in der Reihenfolge Magen – Beine – Oberkoerper – „zurueckplumps“ in meine Kuhle. Etwa im Minutentakt. Die Regelmaessigkeit wirkt einschlaefernd, in der naechsten Wachschicht beruhigte sich die See etwas..

Wache. Brynn im Plastiksackerl, Ramona beim naehen.

Ich erzaehle meinem Team von Manoeverschluck und so, worauf Brynn in ihrer Verzweiflung eine halbe Flasche Wodka ins Meer schuettet – fuer Neptun. Recht bald nehmen Wind und Wellen wieder zu und es beginnt zu regnen - der Wodka war wohl kein sehr guter..
Ausserdem haben wir „Poltergeist“an Board, der es auf Ramona abgesehen hat. Beim Versuch zu kochen faellt einmal die Machete 2mm neben ihrem Zeh zu Boden, einmal verfehlt die Schere ihre Wange gerade. Und bei jedem Oeffnen irgendeines Stauraumes „springt“ sie natuerlich der gesamte Inhalt an..(und hinterher hatten wir auch keine Kaffeekannen mehr..)



Trotz den scheinbaren Wiedrigkeiten ist es lustig, wir sind gemeinsam erschoepft, der Schmaeh rennt, wir haben Musik und eisgekuehlte Getraenke, und die Naturgewalt ums Boot herum ist wahnsinnig beeindruckend. Auch laesst der Wind am dritten Tag nach.
Am Nachmittag des 14. sehen wir endlich Jamaika, und ankern die Nacht ueber im Westen der Insel, um fruehmorgens am 15. in die noerdlich gelegende Montegro Bay zu segeln, wo wir die erste Nacht ankern, bevor ein Dockplatz in der Marina frei wird.



Dan, der Eigner/Kaeptain der Respite

Land in Sicht!

Die Crew von Isla Mujeres, Mexiko nach Montegro Bay, Jamaika

Mittwoch, 9. Januar 2013

Mexiko und das Boot

Nach einer langen Anreise komme ich an in Isla Mujeres, einem Feriendomizil v.a. fuer Amerikaner.  An der Faehre treffe ich Guenni und Andrea. So koennen wir wieder einmal gemeinsam Silvester feiern! - Am Boot, bzw. im Ort.

 Die Respite ist 58 Fuss lang, theoretisch ist viel Platz in dem Boot, aber es ist alles vollgeraeumt - v.a. mit Werkzeug, Ersatzteilen und natuerlich Nahrung - Dan, der Eigner liebt gutes Essen, es gibt hier einfach alles.


Am 1. Jaenner heissts frueh aufstehen – wir fahren nach Palenque (mit dem Mietwagen) Maya – Kultur anschauen – das sind knapp 1000 km Richtung Suedwesten auf gut ausgebauten Strassen.
Aber die lange Reise zahlt sich aus, Palenque ist eine sehr nette Stadt.






  
 Hendl ist man hier sehr viel, und das VW - Kaefer - Werk produziert erst seit kurzem nicht mehr, somit fahren massig sehr schoene Kaefer herum..
 am Marktplatz in Palenque - abends gibts mexikanische Musik, Maiskolben und Tacos.


 ..und mitten durch die Stadt zieht sich eine Strasse anderer Art.. die Blattschneiderameisen sind emsig unterwegs, die Strasse ist ca. 150m lang bis sie zum Bau fuehrt.

Zurueck am Boot geht's ans organisieren - es muss eingekauft werden, der Motor sowie die undichten Luken muessen gerichtet werden, und das durcheinander muss aufgeraeumt werden. Dan hat einen eigenen Ordnungssinn, vor allem eine eigene Art, Dinge zu erklaeren, wie er sie haben will. Nach ausfuerlichen Diskussionen aber schliesslich finden wir einen Weg, dass Oesterreich und Amerika sich treffen und zusammen arbeiten koennen..
                                     Im Boot nach dem einkaufen - mit Brynn.

 Der Motor.. um zum Motor zu gelangen, muss die halbe Galley zerlegt werden. Der Auspuffteil muss gewechselt werden und die Dichtungen neu gemacht werden. Juhuu, endlich wieder wo herumschrauben!
 Der 6. Jaenner, Dreikoenig, wird in Mexiko gefeiert mit einem speziellen Kuchen, den es nur zu Dreikoenig gibt. Im Kuchen sind Jesuskinder eingebacken. Wer einen findet, ist der "Koenig des neuen Jahres" und wird ganz viel Glueck haben. Ich habe einen gefunden! Und wer einen findet, darf die beigefuegte Krone aufsetzen...



In der Marina, wo unser Boot liegt, treffen taeglich neue Sportfischerboote aus Amerika ein - die Boote werden einmal taeglich gewaschen, geputzt und etc, damit die Eigner fuer einige Stunden fischen gehen koennen. Immer dabei: Die Pelikane..